Die Bedeutung von digitalen Nachlässen für die Trauer und Erinnerung
Die digitale Gesellschaft wird oft als Datengesellschaft beschrieben und das Internet als gigantisches Archiv. Doch unvermeidbar ist der Tod noch immer ein Einschnitt, an dem sich entscheidet, was erinnert und was vergessen wird. Das Forschungsprojekt untersucht die Bedeutung des digitalen Nachlasses für die Hinterbliebenen, sowie digitale Trauer- und Erinnerungspraktiken.
Verstorbene hinterlassen heute ein umfangreiches und persönliches digitales Erbe, mit unzähligen Fotos auf Smartphones, Sprachnachrichten, Videos, Chat-Protokollen oder Social-Media-Konten. Diese Daten bezeugen alle Lebensbereiche, die alltäglichsten und die intimsten.
Die Studie untersucht die Bedeutung dieser digitalen Hinterlassenschaften für die Hinterbliebenen und fragt, wie auf die Daten zugegriffen wird, wie sie organisiert werden und wie sie zur privaten und öffentlichen Trauer- und Erinnerungsarbeit verwendet werden.
Die digitale Gesellschaft erfindet neue Trauer- und Erinnerungsmöglichkeiten wie das öffentliche Erzählen von Geschichten über die Verstorbenen in sozialen Medien, das gemeinsame Trauern in privaten Messenger-Gruppen oder das Hochladen von Gedenkvideos.
Die Studie untersucht des Weiteren, wie die Hinterbliebenen diese privaten und öffentlichen digitalen Trauer- und Erinnerungspraktiken nutzen und erleben.
Die empirische Studie basiert auf Tiefeninterviews mit Hinterbliebenen. Die Forschungsdaten werden durch Fotos und Screenshots angereichert, die während der Interviews aufgenommen wurden.
Über das akademische Interesse hinaus zielt die Forschung darauf ab, Trauernden zu helfen, die mit einem digitalen Erbe konfrontiert sind, und diejenigen zu unterstützen, die Hilfe bei der digitalen Trauer- und Erinnerungsarbeit suchen.
Die Dissertation entsteht an der Cyprus University of Technology im Visual Sociology and Museum Studies Lab. Sie ist Teil des EU-Forschungsnetzwerks POEM, das sich mit partizipativen Erinnerungspraktiken auseinandersetzt.